Geschichte der Vorstadtkirche

Stiftung und Bau

Der Bau der Kirche geht auf die „Zungenberg´sche Stiftung“ zurück.

Im Jahre 1686 wurde die Stadt Ofen (Ungarn), seit 1541 unter Osmanischer Herrschaft, von der k. und k. Armee zurückerobert. Dabei wurde der hochrangige, in Bosnien geborene, Offizier Mehamed-Beg, genannt der „Csonka Beg“, gefangen genommen.

Er wurde in der Neustädter Burg in Arrest gehalten. 1687 erfolgte die Zusammenführung mit seiner ebenfalls inhaftierten Gattin. Wahrscheinlich durch den Einfluß der Jesuiten und bewegt durch eine Lichterscheinung nördlich der Stadt auf dem Gebiet des heutigen Theresienfeld bekehrten sie sich zum Christentum. Beide wurden am 6. Jänner 1696 in der Wiener Hofburgkapelle getauft und das Kaiserpaar Leopold und Eleonora übernahmen die Patenschaft. Der formalen Aufhebung der Gefangenschaft folgte die Erhebung in den erblichen Adelsstand und die Änderung des Namens auf „Zungenberg“. Sohn Franz Leopold ordnete in seinem Testament vom 21. Juni 1721 den Bau einer Kirche „auf der Heide zwischen Sollenau und Wiener Neustadt“ sowie einer Residenz für drei Jesuiten an.

„Die Kirche soll zum heiligen Leopold“ heißen, „weil dieser mein hoher Führer war“. Am Ende des Testamentes erklärte Zungenberg, warum die Neustädter Jesuiten in die Stiftung einbezogen sind: „Weil meine Eltern durch die Patres S.J. die Erkenntnis des wahren Lichtes erlangten“. Der Bischof von Neustadt und der Stadtrat werden als Testamentsexekutoren bestimmt, mit der Bitte, die Stiftung „zum ewigen Andenken an das Erzhaus Österreich zu bewahren“ und jährlich zum Leopoldstag ein Amt zu zelebrieren. Für den Kirchenbau wurden 25.000 fl. bestimmt und 40.000 fl. für den Unterhalt des Geistlichen.

Johann Franz Anton Graf von Khevenhüller, Bischof von Wiener Neustadt, nahm am 6. Februar 1738 in der Neustädter Vorstadt die Grundsteinlegung vor. Nach über siebenjähriger Bauzeit wurden die Kirche und der Hochaltar am 14. November 1745 durch Ferdinand Hallweil, Bischof von Wiener Neustadt, feierlich dem heiligen Leopold geweiht. Die Weihe der Seitenaltäre erfolgte zwei Tage später.

Ordenskirche

Die Vorstadtkirche St.Leopold wurde bis zum Jahr 1773 von Jesuiten betreut. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens und damit ihrer Residenz in Wiener Neustadt wurde mit Hofentschließung vom 16. August 1774 bestimmt, dass aus dem Kapital der Zungenberg´schen Stiftung zwei Benefiziaten (einer in Theresienfeld und einer in der ehemaligen Jesuitenresidenz in Wiener Neustadt) besoldet werden sollten. Dem Inhaber des Beneficiums waren durch das Vermögen, das mit dem Kirchenamt verbunden war, dauernde Einkünfte gesichert.

Aus dem Inventar der Kirche von 1868 erfährt man, dass die Statuen in den Nischen der Hauptfassade aus der ehemaligen Karmeliterkirche (hl. Petrus und hl. Paulus) beziehungsweise aus der ehemaligen Karmeliterinnenkirche von Wiener Neustadt stammen. Damals bestand der Hochaltar bloß aus einem Tabernakel, auf dem eine hölzerne Marienstatue mit Kind stand. Dahinter war in einem Fresko die Aufnahme des hl. Leopold in den Himmel dargestellt. Auch die Seitenaltäre waren damals mit Holzstatuen ausgestattet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Von 1949 bis 1953 war Franz Fischer Kurat der Propsteipfarre und Benefiziat von St.Leopold, von 1953 bis zu seinem Tod am 3. November 1974 wirkte er dann als Religionsprofessor und Benefiziat der Vorstadtkirche und wohnte im „Pfarrhof“ neben der Kirche. Während dieser Zeit erlebte St.Leopold erneut eine Hochblüte: täglich wurde die Messe gefeiert und sonntags gab es sogar zwei Eucharistiefeiern. Die Kirche hatte damals einen eigenen Kirchenchor und es gab ein reges seelsorgerisches Leben. Unter Professor Fischer wurde 1959 ein Altar aus der Pfarrkirche Gnadendorf, der ursprünglich ein Herz Jesu-Bild trug, zu Ehren des hl. Leopold umgestaltet und als Hochaltar nach St.Leopold übertragen. Mit diesem Altar waren in Gnadendorf zwei Statuen aus der Barockzeit verbunden, welche die beiden heiligen Herrscher Markgraf Leopold und König Ludwig darstellten.

Sanierung

Die Baupolizei sperrte 1985 die Kirche, da durch Versiegen des Grundwassers die hölzernen Stützpfähle ruiniert waren und daher das Bauwerk vom Einsturz bedroht war. In Zusammenarbeit von Kirche, Bund Stadtgemeinde Wiener Neustadt und Land Niederösterreich wurde die Sanierung durchgeführt.
Im Jahre 1986 erfolgte die Restaurierung der Fassade einschließlich der Figuren in den Nischen. Am Patrozinium, dem 15. November 1986 wurde die Kirche mit einer von Weihbischof Kuntner zelebrierten Festmesse wieder eröffnet.

Im Jahr 2003 wurde unter Dompropst Monsignore Heinrich Hahn gemeinsam mit Erzdiözese, Stadtgemeinde Wiener Neustadt, Land Niederösterreich, Bund sowie mit Hilfe von Spenden die Kirche außen renoviert.